Die Rheinpfalz "Ausgabe 18.02.2017"

„Akzeptanz auf dem Feld ist da“

Handball: Junges Schiedsrichtergespann Frank Hund/Pascal Schnurr hat Pfalzliga-Debüt hinter sich – Lust auf mehr

Von Daniel Meyer

LANDAU. Beim Überraschungserfolg des TV Wörth zu Hause gegen Tabellenführer HSG Eckbachtal (21:21) kassierten zwei Protagonisten Lob von beiden Trainern. Und das, obwohl sie beim Spiel der Handball-Pfalzliga weder ein Tor erzielten, noch eines verhinderten: Frank Hund (18) aus Kirrweiler und Pascal Schnurr (19) aus Offenbach sind Schiedsrichter.

Mit dem Ergebnis in Wörth haben wohl die wenigsten gerechnet. Und auch die beiden Schiedsrichter dürften für verwunderte Blicke gesorgt haben. Das Debüt in der Pfalzliga kam „relativ unerwartet“, wie Hund sagt. In ihrer ersten Saison bei den Aktiven hatten sie sich darauf eingestellt, das Verbandsligaspiel TuS Neuhofen gegen TV Edigheim zu leiten. Die Referees wurden unter der Woche jedoch neu eingeteilt, nun ging es also nach Wörth. Kein Problem für die beiden.„Wir pfeifen ja wie jedes andere Spiel auch und sind froh, dass es geklappt hat“, sagt Hund. „Es ist ein komplett anderes Niveau, aber extra nervös waren wir nicht. Man ist vor jedem Spiel angespannt, aber wir behandeln auch jede Partie gleich.“ „Es war komplett anders, auch von den Zuschauern her“, zeigt sich auch Schnurr beeindruckt von der Pfalzliga-Kulisse. Rund 200 Zuschauer waren in der Wörther Bienwaldhalle.

Nach überstandener erster Hälfte waren die beiden im zweiten Durchgang gleich gefordert: Nur 16 Sekunden nach Wiederanpfiff packt Eckbachtals Maximilian Schreiber überhart gegen Wörths Johannes Neumann zu, für die Jungs mit der Pfeife eine klare Sache: Rote Karte. „Er trifft ihn im Gesicht“, analysiert Schnurr. „Schon in der ersten Hälfte hatte der Spieler eine ähnliche Aktion, da gab es eine Zeitstrafe“, erklärt Hund. Im Gespann habe man beim zweiten Mal auf Disqualifikation entschieden.

Die beiden sind im B-Kader der Schiedsrichtergespanne des Pfälzer Handball-Verbandes (PfHV) gesetzt und wollen so weit kommen, wie es geht. „Ich hoffe, dass wir bald hochrutschen“, sagt Hund. Schnurr hält weitere Einsätze in der Pfalzliga nicht für unmöglich. „Das ist eben ein allgemeines Problem, dass es wenige Schiris gibt.“ Ambitionen, später einmal auch in der Oberliga pfeifen zu dürfen, haben die Abiturienten. Hund geht aufs Gymnasium Edenkoben, hat Mathe, Physik und Sozialkunde in den Leistungsfächern. Schnurr besucht das Otto-Hahn-Gymnasium in Landau und hat ebenfalls Mathe, Chemie und Erdkunde in den Hauptfächern.

Für Hund, der in der Sommerpause beim Segelflugverein Haßloch seine Runden über der Südpfalz dreht, ist es die vierte Saison mit Schnurr an der Seite. Die Spielerkarriere war nach einer Verletzung gefährdet. „Man muss sich dann entscheiden, und für mich war klar, dass ich lieber Schiedsrichter bin“, sagt Hund.

Schiedsrichter wurde er aus einem einfachen Grund: Er wollte es besser machen als die, die seine Spiele pfiffen – oder verpfiffen. Schnell habe er aber gemerkt, dass das gar nicht so einfach ist.

Schnurr begann 2011 und absolvierte kurz darauf die Schiedsrichterausbildung beim Verband. Auch er schnürte zuvor viele Jahre in der Jugend die Handballschuhe, spielte für den TVO. Nachdem er erst alleine Spiele leitete, fand er eher zufällig seinen Gespannpartner. „Mein Vater hatte Frank als Prüfling“, erzählt er. Schnurrs Vater Martin ist in verschiedenen Funktionen im Verband tätig, ist Staffelleiter der Verbandsliga und A-Klasse, Öffentlichkeitsbeauftragter der Homepage und gibt Lehrgänge für Zeitnehmer und Sekretäre.

„In der Halle hat mich Pascal dann mal darauf angesprochen“, erinnert sich Hund, dessen damaliger Schiri-Partner aus Friesenheim war. Allein vom logistischen Aufwand bot sich ein Gespann Hund/Schnurr also an.

Dass es für junge Schiedsrichter gerade im Aktivenbereich nicht einfach ist, wissen sie. Die meisten Zuschauer seien eher verwundert, wenn so junge Schiedsrichter auf dem Feld stehen, sagt Hund. „Vor allem ich sehe ja noch relativ jung aus, aber die Akzeptanz auf dem Feld ist immer da, die verschaffen wir uns auch.“ Was von außen kommt, lassen die beiden nicht an sich heran. „Man hofft, dass man akzeptiert wird“, sagt Schnurr. „Am Anfang war das noch ein großes Fragezeichen, aber mit Zuschauern, Spielern und Trainern hatten wir nie Probleme.“

Auch ohne Pfeife engagieren sich die beiden für den Handball. Schnurr auch aufgrund seines Hobbys Informatik als Webmaster, Hund als Jugendschiedsrichtersprecher. Gemeinsam sind sie im Jugendsprecherteam und wollen sich als „Stimme der Jugend“ aktiver für den Nachwuchs einsetzen. Sie wollen dem rückläufigen Trend entgegenwirken. meyd